Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren.
<author>Sprüche 17,17<author>
Es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als gute Freunde zu haben. Gerade jungen Christen hilft eine gute geistliche Freundschaft oft, in schwierigen Lebensphasen auf Kurs zu bleiben. Aus der Freundschaft zwischen David und Jonathan (1. Samuel 18) lassen sich drei Prinzipien zum Thema „geistliche Freundschaften“ ableiten. Wenn ich mich im Folgenden auf den männlichen Ausdruck Freund beschränke, dient dies der besseren Lesbarkeit. Natürlich gelten diese drei Prinzipien genauso für Freundschaften zwischen Mädchen / Frauen.
Zur Situation: David hat gerade Goliath besiegt und Israel vor einer schweren Niederlage gegen die Philister bewahrt. Vermutlich hat er damit sogar vielen Israeliten das Leben gerettet, Saul und sein Sohn Jonathan eingeschlossen. Daraufhin nimmt Saul David mit an den Königshof.
Nimm dir kurz Zeit und lies 1.Sam 18,1-4
Einen Freund lieben wie die eigene Seele – dienende Freundschaft
Jonathan liebt David wie seine Seele. Das ist absolut bemerkenswert und sollte das Ziel für alle unsere Freundschaften sein. Jesus fordert uns wiederholt auf, den Nächsten zu lieben wie uns selbst. Immer wieder kann man in den folgenden Kapiteln lesen, wie Jonathan mit großem Aufwand das Wohl Davids sucht.
Analysieren wir unsere Freundschaften diesbezüglich ehrlich, stellen wir schnell fest, dass das bei uns selten der Fall ist – zumindest bei mir ist das leider so. Schon wenige Fragen zeigen das Missverhältnis:
- Wie viel Zeit investiere ich täglich für mich und wie viel Zeit für meine Freunde?
- Wie viel Geld gebe ich für mich aus, wie viel dagegen für meine Freunde?
- Wie oft denke ich an meine Probleme und vergesse die Angelegenheiten meiner Freunde?
- Wie viel Energie stecke ich in meine Selbstverwirklichung und wie viel Zeit bleibt für meine Freunde übrig?
Schon oft habe ich mit Scham festgestellt, dass ich Geburtstage, wichtige Termine oder sogar schwerwiegende Probleme meiner Freunde vergessen habe, weil ich ausschließlich mit mir selbst beschäftigt war.
Ein Bund fürs Leben – beständige Freundschaft
David und Jonathan schließen einen lebenslänglichen Bund. Sogar die Nachkommen Jonathans sollten noch die Güte Davids genießen dürfen, so weitreichend war das geschlossene Abkommen.
Wie verbindlich leben wir dagegen unsere Freundschaften? Oft sind unsere Freundschaften zweckorientiert: wir suchen jemanden, der ähnliche Interessen wie wir selbst hat und nutzen diese Übereinstimmung zu unserem Vorteil. Wenn wir vom „Freund“ nicht mehr profitieren können, wird er wie eine heiße Kartoffel fallengelassen. Kennen wir etwas von der Verbindlichkeit Jonathans? Sind wir bereit, unsere Freunde längere Zeit einseitig zu unterstützen, selbst wenn von der anderen Seite wenig zurückkommt? Ist es unser entschiedener Wunsch, unseren Freunden mit Gottes Hilfe ein Leben lang zu dienen?
Die lebenslange Treue in der Freundschaft zwischen Jonathan und David sollte uns nachdenklich machen. Als Jonathan gestorben ist, sagt David, dass er nirgendwo sonst solch eine Liebe kennengelernt hat, noch nicht einmal in seinen – sehr unrühmlichen - zahlreichen Liebesbeziehungen zu verschiedenen Frauen.
Wie würden unsere Freunde die Qualität unserer Freundschaft zu ihnen bewerten?
Den Freund glänzen lassen – selbstlose Freundschaft
Schließlich zieht Jonathan sein königliches Obergewand und seinen Waffenrock aus und übergibt sie samt Schwert, Gürtel und Bogen David. Diese Kleidungsstücke / Gegenstände symbolisierten, dass Jonathan der Königssohn war und damit Anrecht auf die Thronfolge hatte. Mit der Übergabe an David erkennt Jonathan an, dass er der neue König werden wird. Später sagt er das auch (1. Samuel 23,17).
Es gibt sicherlich kaum etwas, was uns Menschen schwerer fällt, als andere glänzen zu lassen, während man selbst nur die zweite Geige spielt. Wie fühlst du dich, wenn dein Freund im Rampenlicht steht, dich aber keiner beachtet? Was empfindest du, wenn dein Freund ein wertvolles Talent besitzt, welches du auch gerne hättest? Jonathan wünschte das Beste für David und war dafür gern bereit, zu verzichten. So eine selbstlose Haltung wünsche ich uns auch in unseren Freundschaften. Paulus fordert genau diese Haltung von uns, wenn er in Phil 2,3 betont, dass wir in Demut einer den anderen höher achten sollen als uns selbst.
Diese drei Prinzipien sollten unser fester Wunsch für unsere Freundschaften sein. Völlig falsch wäre es, wenn du jetzt deine Freunde verurteilst. Vielmehr sollte es unser Wunsch sein, selbst ein Freund wie Jonathan zu werden. Das wird auch uns selbst zum Segen sein!