Nur noch ein Tag ist es bis Weihnachten – die Ankunft (Advent) ist nahe. Aber wird es wirklich eine Weihnacht geben, eine geweihte, heilige Nacht? Und was bedeutet das überhaupt? Für viele fühlt es sich nicht danach an. Sie machen sich Sorgen, wie es in Europa weitergeht. Manche ärgern sich, dass die WM ziemlich nach hinten losging – in vielerlei Weise. Andere fragen sich, ob sie an Weihnachten überhaupt das neue Handy aufladen können, oder ob der Strom dann schon zeitweise abgeschaltet ist.
Ich weiß nicht, was dich gerade beschäftigt. Ob dich die Punkte oben vielleicht sogar komplett kalt lassen und du einfach nur froh bist, dass endlich Ferien sind? Aber ich möchte dich fragen, was Weihnachten für dich ausmacht. Für mich gehören Familie, Geschenke und ein netter Weihnachtsgottesdienst dazu. Aber was, wenn diese Dinge fehlen würden? Wäre es dann noch Weihnachten?
Natürlich wäre es das. Hättest du Geburtstag, auch wenn es keine Geschenke geben würde, niemand einen Kuchen für dich backen würde und es noch dazu regnen würde? An Weihnachten denken wir daran, dass Jesus Christus Geburtstag hatte. Manchmal frage ich mich: Verstehen wir, was damals in Bethlehem wirklich passiert ist?
Die Bibel sagt, dass Jesus Christus dafür sorgt, dass die Sonne jeden Morgen aufgeht, dass es regnet, dass Bäume wachsen und wir Menschen leben. Seit Weltbeginn hält er alles mit unendlicher Macht am Laufen. Und plötzlich liegt dieser Weltenerhalter in den Armen einer menschlichen Mutter. Der Herr Jesus verlässt den Himmel, um auf diese Erde zu kommen. Aus der herrlichen, himmlischen Heimat auf diese finstere, feindselige Erde – eine Hochschwangere bekommt keinen Platz in einer Herberge! Was für ein Armutszeugnis für die damalige Gesellschaft. Vorher wohnte er in unzugänglichem Licht, plötzlich liegt er da, wo sonst der Esel rausfrisst – in einer Krippe. Die zwei Worte hilflos und Gott passen nicht zusammen. Aber genau das wurde er: ein Baby, ein Kleinkind. Er wurde Mensch.
Lasst uns nie vergessen, warum er das getan hat: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist. (Lk 19,10) „Ist gekommen“ – ist das nicht Weihnachten? Wir wissen, dass uns nicht die Krippe, sondern das Kreuz rettet. Die Geburt Jesu wäre für uns fast bedeutungslos, wenn der Herr später nicht am Kreuz für uns gestorben wäre. Auch die Engel betonen das: „Euch ist heute ein Retter geboren.“ Ohne Blutvergießen gibt es keine Sündenvergebung, gibt es keine Rettung. Seine ganze Person ist dahin ausgerichtet. „Du sollst seinen Namen Jesus nennen“, das ist, Gott rettet (1,31). Es braucht das Kreuz, damit wir die Krippe feiern, aber es braucht natürlich auch die Krippe, damit das Kreuz überhaupt erst möglich wurde. Nur weil er geboren wurde, können Menschen wiedergeboren werden. Für Joseph und Maria war anfänglich wenig Retter sichtbar. Sie sahen vielleicht nur viel Arbeit und ein viel komplizierteres Leben. Aber wir können heute das Ganze überblicken: seine Geburt, sein perfektes Leben, sein Sterben am Kreuz…
Und dann auch sein Auferstehen! An Weihnachten denken wir nicht nur an das Kind damals, sondern auch an den Retter heute. Die in Finsternis sitzen haben ein großes Licht gesehen. Das Licht der Welt leuchtet – heute. Denn Jesus Christus lebt – heute. Die Geburt des Retters in Bethlehem war der Sonnenaufgang der Menschheitsgeschichte. Diese Sonne wird nie wieder untergehen. Der, der damals in Windeln gewickelt wurde, trägt heute Königsgewänder. Damals kamen Hirten und Weise und beteten an. Wahrscheinlich vermuteten sie mehr, als dass sie verstanden, was dort gerade passierte. Eines Tages – vielleicht sehr bald – wird jeder einzelne Mensch seine Knie vor diesem Jesus Christus, gebürtig in Bethlehem, beugen. Das ist die nächste Ankunft, der nächste Advent. Jetzt in der Weihnachtszeit denken wir an den, der in Hilflosigkeit und Niedrigkeit kam. Aber wie könnten wir nicht auch an den denken, der bald in Herrlichkeit mit Gerechtigkeit wiederkommt? Er ist derselbe.
Deshalb feiern wir Weihnachten. Deshalb bleibt Weihnachten immer Weihnachten, unabhängig von unseren Umständen. Bei allem Drumherum, Essen, Geschenke, Trubel – bitte gib dir Mühe, diesen Kern immer wieder freizuschaufeln. Es wird der Tag kommen, an auch wir uns einschreiben lassen müssen, so wie Joseph damals. Was für eine Freude, dass wir aus Gott geboren sind, dass der Herr Jesus auf die ihm so fremde Erde kam, damit wir einmal zuhause bei ihm sein dürfen.