Jeder von uns hat von Gott eine Gabe bekommen, mit der wir anderen dienen sollten (1Petr 4,10). Das liest sich leicht, doch echtes Dienen kann in der Realität ganz schön schwer sein. Diener bleiben oft unerkannt, spielen nicht die erste Geige und bekommen in der Regel wenig Applaus. Beim Dienen macht man sich die Finger schmutzig, investiert seine besten Kräfte, geht an seine Grenzen, ohne am Ende umjubelt auf dem Siegerpodest zu stehen. So überrascht es kaum, dass ein besonders treuer Diener, den die Bibel vorstellt, völlig unterm Radar läuft. Er heißt Baruch und soll uns in diesem Artikel als Vorbild dienen.
Das Volk Israel war schon seit Jahrzehnten von Gottes Geboten abgewichen und Gott hatte immer wieder Niederlagen angekündigt, sollte es nicht zu Ihm umkehren. So kam es schließlich auch. Das Nordreich Israels war bereits in die Gefangenschaft geführt worden, und das Südreich Juda spürte den wachsenden Druck der Weltmacht Babylonien. Zu dieser Zeit prophezeite Jeremia in Jerusalem. Immer wieder ermahnte er das Volk, zu Gott umzukehren, sich den Babyloniern zu ergeben und nicht zu hoffen, dass die regierenden Könige Judas Erfolg darin haben würden, den Babyloniern die Stirn zu bieten.
Leider lehnten das Volk und auch die politische und geistliche Führung die Botschaft Jeremias konsequent ab. Jeremia wurde angefeindet, fiel Mordanschlägen zum Opfer, wurde geschlagen, ins Gefängnis und einmal sogar in eine Schlammgrube geworfen. In den vielen Jahrzehnten seines Wirkens gab es eigentlich nur einen Menschen, der ihm stets die Treue hielt: Baruch, der Sohn Nerijas. Von diesem Diener können wir eine Menge lernen.
1) Ausdauerndes Dienen, auch wenn kein Lohn winkt – erkennt man dich daran?
Im vierten Jahr des Königs Jojakim bekommt Jeremia von Gott den Auftrag, alle Worte, die Gott ihm offenbart hatte, in ein Buch zu schreiben. Das ist eine gewaltige Aufgabe. Das Buch Jeremia hat 52 zum Teil sehr lange Kapitel. All diese Botschaften Gottes in einer Buchrolle aufzuschreiben, ist eine Herkulesaufgabe. Schreib mal nur die ersten zwei Kapitel des Jeremia-Buchs ab, ich verspreche dir, dass du dann großen Respekt vor dieser Herausforderung bekommen wirst. Jeremia weiß sofort, an wen er sich zur Erledigung dieser Arbeit wenden muss. Er ruft Baruch zu sich und diktiert ihm Gottes Botschaften. Fein säuberlich schreibt Baruch nun in wochenlanger Arbeit Wort für Wort in die Buchrolle. Tag für Tag. Ohne zu meckern. Immer weiter. Dabei ist völlig klar, dass er für diese Arbeit keinen Applaus bekommen wird. Der Autor ist schließlich Jeremia, nicht Baruch. Wenn überhaupt, wird Jeremia durch die Veröffentlichung berühmt werden. Und außerdem hat Baruch schon mehrfach erfahren, dass kaum ein Mensch in Israel den Inhalt dieser Buchrolle begrüßen wird. Ganz im Gegenteil: Er macht die Menschen wütend und aggressiv. Dennoch schreibt er weiter. Und es kommt noch viel schlimmer: In Jeremia 36 lesen wir, wie der gottlose König Jojakim die Buchrolle in die Hände bekommt. Er sitzt am Kohlenfeuer und lässt sich den Inhalt vorlesen. Statt zu erschrecken und sich vor Gott zu demütigen, zerschneidet er eiskalt Spalte für Spalte und schmeißt sie in das Feuer, bis alles verbrannt ist. Alles umsonst! Ein Riesenaufwand völlig für die Katz! Zeit zum Resignieren!
Doch jetzt kommt die Überraschung: Jeremia will noch einmal alles aufschreiben und noch viele Worte hinzufügen. Das ganze Projekt noch einmal, nur etwas größer. Ohne Hoffnung auf Erfolg. Und wieder wendet sich Jeremia an Baruch. Und der sagt zu!
Wie sieht dein Dienen aus? Bist du bereit, Aufgaben in der Gemeinde zu übernehmen, auch wenn niemand es mitbekommt? Hilfst du auch dann mit, wenn klar ist, dass niemand dir hinterher Beifall spenden wird? Hast du die Ausdauer, Aufgaben durchzuziehen, auch über viele Jahre? Oder gibst du sofort auf, wenn mal etwas schief läuft? Bist du bereit, aufzustehen und von vorne anzufangen, wenn etwas schiefgegangen ist? Dienst du auch dann glücklich, wenn ein anderer im Vordergrund steht? Ist der Toilettenputzdienst in deiner Gemeinde unter deiner Würde?
Baruch war ein exzellenter Diener.
2) Dienen, auch wenn man alleine steht und es gefährlich wird – würdest du das tun?!
Baruch schreibt nicht nur die Worte Jeremias auf, er liest sie auch öffentlich vor. Dabei weiß er genau, wie ablehnend das Volk der Botschaft Jeremias gegenübersteht. Jeremia selbst liest die Worte nicht vor und gibt an, verhindert zu sein. Stattdessen bittet er Baruch, es zu tun (36,6). Hat Jeremia kalte Füße bekommen? Botschaften solcher Brisanz (´Ergebt euch, ihr habt keine Chance gegen Babylon!`) aus dem Tempelgebäude dem ganzen Volk entgegenzuschmettern gleicht einem Selbstmordkommando. Dennoch gehorcht Baruch. Wort für Wort ruft er dem Volk zu. Kurz nach dem Vorlesen muss Baruch versteckt werden, da sein Leben in Gefahr ist (36,19).
Wärst du bereit, einen Dienst zu übernehmen, der lebensgefährlich sein könnte? Oder dienst du nur, wenn es nicht wehtut? Bist du bereit, deine Komfortzone für Jesus zu verlassen und Risiken auf dich zu nehmen? Würdest du bei einem evangelistischen Einsatz im Kriegsgebiet der Ukraine mitmachen oder wäre dir das zu gefährlich? Brauchst du ein unterstützendes Team oder würdest du auch ganz allein das Richtige tun?
Baruch war wirklich ein exzellenter Diener!
3) Gott belohnt den Dienst – aber wie?
Von Baruch können wir wirklich viel lernen. Seine Zuverlässigkeit, seine Beharrlichkeit, seine Frustrationstoleranz und sein Mut stellen ein einzigartiges Beispiel für vorbildliches Dienen dar.
Dennoch gab es etwas im Leben von Baruch, was Gott kritisieren musste. Das Kapitel 45 aus dem Buch Jeremia ist nur Baruch gewidmet. Hier kritisiert Gott drei Punkte am Dienst Baruchs:
- Baruch litt unter seinem Dienst.
- Baruch fand keine Ruhe.
- Baruch hoffte auf eine große Belohnung.
Nach vielen Jahren selbstlosen Dienens empfand Baruch offensichtlich seinen Dienst immer mehr als Last, konnte nicht mehr entspannen und war innerlich ruhelos. Außerdem war er der Meinung, mit etwas Großem für seinen Dienst belohnt werden zu müssen (45,5). Gott muss ihm am Ende zurufen: „Und du trachtest nach großen Dingen für dich? Trachte nicht danach! Denn siehe, ich bringe Unglück über alles Fleisch, spricht der HERR; aber ich gebe dir deine Seele zur Beute an allen Orten, wohin du ziehen wirst.“
Viele Christen denken ähnlich wie Baruch. Sie empfinden ihren Dienst als etwas Bedrückendes, wirken gestresst und sind der Meinung, Gott müsste sie für ihren treuen Dienst belohnen. Eine nette Familie, ein toller Job mit gutem Einkommen oder wenigstens eine kleine Karriere als bekannter Prediger oder empfohlene Referentin – so viel sollte man doch von Gott verlangen können.
Aber diese Einstellung ist falsch. Wir dienen Jesus aus Dankbarkeit, weil er uns gedient hat und uns ewiges Leben schenkt. Das ist der größte Lohn, den man bekommen kann. Mehr verspricht Gott auch heute nicht. Du hast keinen Anspruch auf Gesundheit, Erfolg oder Ruhm.
Das heißt natürlich nicht, dass es unter uns Christen keine Kultur der Wertschätzung geben sollte. Immer wieder betont die Bibel, dass wir andere ehren, jedes Lob erwägen und auf das bedacht sein sollen, was den anderen guttut (vgl. Phil 4,8). Und Gott in seiner unendlichen Güte überschüttet uns jeden Tag mit seinen Wohltaten. Aber das Spekulieren auf Anerkennung, Erfolg, Gesundheit oder andere Dinge, die unserem natürlichen Menschen gefallen, sollte nie die Triebfeder unseres Dienstes für Gott sein.
So, wie Gott Baruch seine Seele als Beute versprach (was bedeutet, dass Gott ihm versprach, sein Leben zu schützen, egal wo er sich befinden sollte), so sind auch bei uns das ewige Leben, die Zukunft bei Gott im Himmel und die Bewahrung unserer Seele hier auf Erden das, was Gott uns verspricht. Und das ist viel mehr, als wir verdient haben. Dieser Lohn sollte uns motivieren, unserem Erlöser so zu dienen, wie es uns Baruch vorgemacht hat.
Gott ruft auch uns zu:
„Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist.“
<author>Offb 22,12<author>
Wer Gott in erster Linie deshalb dient, weil er schon hier auf Erden auf Lohn durch Geld, Ehre und Erfolg spekuliert, verliert damit den von Gott versprochenen Lohn im Himmel.
Du musst dich am Ende entscheiden, welcher Lohn dir wichtiger ist!