Am 26. November 2001 trat Kenneth Feinberg nicht nur den härtesten Job, sondern auch die „grauenhafteste Erfahrung“ seiner Laufbahn an. Nachdem zwei Flugzeuge wenige Monate zuvor ins World Trade Center geflogen waren, hatte die Regierung unter George W. Bush einen Entschädigungsfonds eingerichtet. Kenneth Feinberg sollte das Geld nach eigenem Ermessen an die Familien der Todesopfer verteilen.
In den folgenden drei Jahren sprach er mit Betroffenen und Hinterbliebenen, um jedem der verlorenen oder verletzten Leben einen Wert zu geben, den er den Angehörigen auszahlen konnte. „Was war das Leben einer Mutter wert, die ihre ganze Familie versorgt hatte? […] Macht es einen Unterschied, ob eine Person zuletzt versucht hat, sich selbst zu bereichern oder anderen zu helfen? Feinberg tauchte ein in das große Knäuel menschlicher Konstellationen, Lebensentwürfe und Gefühle – und erledigte dann seinen Job.
Mehr als 7 Milliarden Dollar verteilte er an insgesamt 5.562 Personen. […] Der Kongress hatte ihm eine einzige Vorgabe gegeben: Als Basis der Entschädigungssummen solle das Einkommen der Opfer herangezogen werden.“ [1]
Etliche Jahre zuvor, genauer gesagt, in den Weihnachtstagen des Jahres 1962: Ein Güterzug mit nur vier Anhängern rollt aus dem Staatsgebiert der BRD in die DDR. Der Inhalt: Kali, in der DDR ein knappes Gut, das als Rohmaterial für Dünger benötigt wurde. Der Preis: zwanzig politische Häftlinge. In den Staatsgefängnissen saßen viele politische Häftlinge ein, die der Regierung durch ihre Inhaftierung hohe Kosten verursachten. Da war die Möglichkeit des „Häftlingsfreikaufs“ eine verlockende Idee. Warum Menschen nicht als Tauschware einsetzen? Der mit Rohstoffen chronisch unterversorgte Staat hatte nun die Möglichkeit sich mit feinsten Rohstoffen, wie Kupfer, Weißblech, Kakaobohnen, Rohasbest, Rutilsand, Pergamentersatzpapier oder Fichtenzellulose einzudecken oder die Vorräte an Stickstoff aufzustocken. [2]
Das Ganze lief „undercover“ ab. Niemand bemerkte etwas von den Grenzpassagen der Freigekauften. Die Busse, in denen die „Befreiten“ transportiert wurden, hatten dafür extra klappbare Nummernschilder, die während der Fahrt kurz nach Grenzübergang gewechselt wurden. Der „Wert“ eines Menschen bei Genosse Vogel: etwas niedriger als bei Feinberg, doch immer noch sehr viel, gemessen an dem, was man sonst von der gängigsten Form des Menschenhandels, dem Sklavenhandel, kennt.
Gehen wir in der Geschichte zu der vielleicht berühmtesten Taxierung eines Lebens. Wir befinden uns etwa im Jahr 30-33 n.Chr. Also eine Zeit, in der ein Sklave 2000 Sesterzen, also Silberstücke, kostete. Ein Bursche mit einem klappernden Kasten huscht von Ecke zu Ecke und verschwindet schließlich im Hof des Hohenpriesters. Dort trifft er andere, ebenfalls zwielichtige Gestalten und macht ihnen einen Vorschlag: „Ich verrate euch den Jesus von Nazareth. Was gebt ihr mir dafür?“ Nach kurzem Blickwechsel ist man sich einig: dreißig Silberstücke. Das sollte reichen. Judas willigt ein. Dreißig Silberstücke für das Leben von Jesus. Weniger, als Genosse Vogel aushandelte. Viel weniger, als Feinberg ausgab.
Gehen wir noch weiter zurück. Der dreieine Gott verfasst einen Plan für die Rettung der in Sünde gefallenen Menschen. Was sind sie wert? Womit können sie freigekauft werden? Der heilige Gott legt den Preis fest: weder Silber noch Gold, sondern das Leben seines eigenen geliebten Sohnes. Sein Sohn, der sich selbst für uns alle dahingeben wollte - der stand auf Gottes „Preisliste“. Das Blut, das er zu geben bereit sein würde, ist der „höchste Liebespreis“. Mehr als Judas, Genosse Vogel und Feinberg je hätten geben können, investierte Gott, um dich freizukaufen.
Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold erlöst worden seid […], sondern mit dem kostbaren Blute Jesu Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.
<author>1Petr 1,18-19<author>
Dieses Wissen, dass du und ich teuer erkauft wurden, soll dich neu ermutigen, dein Leben Gott zur Verfügung zu stellen:
Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden. Verherrlicht nun Gott mit eurem Leib.
<author>1Kor 6,20<author>
Quellen:
[1] ZEIT WISSEN Magazin 1/18
[2] DIECKMANN; Kai: Freigekauft: Der DDR-Menschenhandel. Fakten, Bilder, Schicksale, München 2012, S.32.