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#zeitgeschehen-kommentiert
12.10.2022
5 min
Letzte Generation
Rainer Imming
Bildunterschrift: Text hier

„Ich mache das nicht aus Lust am Krawall, sondern aus Leidensdruck.“

Die Aktionen der Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ lassen Emotionen aufkochen. Ich gehöre zu der Generation, der diese Aktivisten viel Schuld an der gegenwärtigen Situation geben (Jahrgang 1964). Es überrascht sicher niemanden, dass ich das etwas anders sehe. Aber ich möchte das zitierte Statement einer Aktivistin auch ernst nehmen. Sie handelt aus „Leidensdruck“. Darum haben sich zwei Aktivisten vor zwei Tagen in Melbourne an einem Picasso-Gemälde festgeklebt oder die hier zitierte Dame im August dieses Jahres an der „Sixtinischen Madonna“ des italienischen Malers Raffael in Dresden. Warum an einem Gemälde mit einem christlichen Motiv? Dazu sagt sie: „Die Madonna und das Jesuskind schauen mit einer Ahnung von Unheil in die Zukunft, das entspricht auch unserem Blick.“

Beim Stichwort Bildinterpretation kriegen manche von euch sicher allergische Reaktionen in Erinnerung an den Kunstunterricht. Da Kunstgeschichte eins meiner Abi-Prüfungsfächer war, geht mir das anders. Schaut man sich das Gemälde näher an…

Von Raffael - Google Art Project: Home - pic Maximum resolution., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19991622

…kann man der Aktivistin insoweit zustimmen, dass Maria und das Jesuskind zumindest recht melancholisch dreinschauen. Eine „Ahnung von Unheil“ wäre aus biblischer Sicht dann der baldige Versuch des Königs Herodes, Jesus zu ermorden (Mt 2). Aber dieses konkrete Unheil hatte die Aktivistin der „letzten Generation“ vermutlich weniger vor Augen.

Eigentlich hätte eine andere Szene aus dem Leben von Jesus besser gepasst, allerdings kenne ich dazu kein berühmtes Gemälde. Es ist die Szene, als Jesus sich der Stadt Jerusalem nähert und sogar über sie weint, also nicht nur unheil-ahnend dreinschaut: „Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Wenn du doch erkannt hättest – und wenigstens an diesem deinem Tag –, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen“ (Lk19,42). Dies geschah ungefähr im Jahr 33. Knapp 40 Jahre später wird Jerusalem von den Römern zerstört und ein großer Teil der Bevölkerung kommt dabei ums Leben. Die Leute, die Jesus hier weinen sahen, waren tatsächlich eine „letzte Generation“ der Bewohner Jerusalems.

Wie konnten sie sich retten? Von welchem „Frieden“ sprach Jesus? Jesus selbst sagt: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam“ (Joh 14,27). Vorausschauend auf Jesus schrieb ein Prophet des Alten Testaments: „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt (...) Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir ihn begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt; er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet. Doch er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Und wir, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt; doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden“ (Jes 53). Und rückblickend schreibt Paulus: „Und er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen“ (Eph 2,17) und „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Röm 5,1).

Ein Ende der Ausbeutung der Erde setzt Frieden auf der Erde voraus. Die Voraussetzung für Frieden auf der Erde aber ist Frieden mit Gott. Und dieser Friede mit Gott fängt bei mir selbst an.

Ich wünsche dir und allen anderen, die wie diese Aktivistin einen „Leidensdruck“ spüren, eine „Ahnung von Unheil“, dass ihr dies nicht oberflächlich verdrängt. Aber ich wünsche euch auch, dass ihr den Frieden und eine hoffnungsvolle Zukunft bei dem sucht, der allein dich und die Welt retten kann – Jesus Christus.

„Durch Dich wir haben, himmlische Gaben, Du der wahre Heiland bist. Zu Deiner Güte steht unser G´müte, an Dir wir kleben im Tod und Leben, nichts kann uns scheiden. Halleluja“
<author>Cyriakus Schneegaß, 1598<author>

Zitate der Aktivistin aus Mitteldeutsche Zeitung vom 24./25.09.2022

Rainer Imming
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