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#zeitgeschehen-kommentiert
9.1.2023
6 min
Ja, ich will! Mich!
Klaus Güntzschel
Bildunterschrift: Text hier

Heute Morgen. Ein Blick auf die Waage: uff – glatte 200 kg! Das kann doch gar nicht sein…? Aaach, wie konnte ich es nur vergessen – ­­habe gestern doch noch schnell mich selbst geheiratet. WIR wiegen jetzt natürlich das Doppelte.

Spaß beiseite … oder doch nicht so ganz?

Schon die Empfehlung, aufgrund des zu erwartenden immensen Klimaschadens keine Kinder mehr zu bekommen, konnte ich nur mit einer Menge Humor ertragen. Für den neuen Trend, sich selbst zu heiraten, ist mein Humorvorrat aufgebraucht – hier greife zu zwei Päckchen Tempo – und muss einfach nur heulen.

Kann der Mensch wirklich so völlig fertig sein? Kann er so sehr vergessen, wer er eigentlich ist? Soll diese Meldung nicht ein Witz sein? Wer weckt mich, damit ich endlich aus diesem furchtbaren Traum erwache?

Am vergangenen Wochenende hat Selena Gomez sich selbst geheiratet. In einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung kommentiert die Schreiberin des Feuilletons es folgendermaßen:

„Dass bei der Sologamie die gleichen Schienen befahren werden wie bei einer normalen Hochzeit, realisiert langsam auch die dazugehörige Hochzeitsindustrie. Online kann man sich Sologamie-Pakete bestellen, darin enthalten sind vorgeschriebene Gelübde mit Versprechen, die man sich selbst geben kann – und ein Ring. Je nach Budget und Geschmack in Gold oder Silber. In Mexiko bietet ein Hotel die «Marry Oneself Journey» an, ein viertägiges Wellnessprogramm, begleitet von einer Schamanin, an dessen Ende sich der Schleier vor dem eigenen Ich heben soll und man sich für die Ewigkeit mit sich selbst verbindet.“

Weiter stellt sie fest: „Worte wie Selbstliebe, Selbstwert und Selbstfürsorge haben Konjunktur. Man schaut auf sich selbst, wenn schon die Welt ringsherum aus den Fugen zu geraten droht. Man feiert sich selbst, zelebriert das Ich und sagt sich los vom Gegenüber.“

Das ist der Punkt – die Welt ist aus den Fugen geraten. Was machen wir jetzt? „Wenn die Grundpfeiler umgerissen werden, was tut dann der Gerechte? Der HERR ist in seinem heiligen Palast.“ (Ps 11,3f)  Das ist doch echter Balsam. Das ist noch EINER, der durchsieht. Der bereits vor 2000 Jahren mitgeteilt hat, dass die Menschen in den letzten Tagen „selbstsüchtig“ sein werden (2Tim3,2).

Das Phänomen unserer Tage ist das Ausleben hemmungsloser Selbstliebe, die darin gipfelt, sich nun auch noch selbst zu heiraten. Damit beweisen wir ein weiteres Mal, dass wir Gott völlig aus den Augen verloren haben.

„Das ist nicht mein Problem“, höre ich dich sagen. „Ich hatte noch nie vor, mich selbst zu heiraten.“ Das mag sein, aber hast du noch nie selbstsüchtig gedacht? Sind wir nicht oft vom Stamme „NIMM“ – wollen bedient und beachtet werden, weiden uns an unserer medialen Nabelschau?

„Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4,32). Das ist der Anspruch, lieber Startblock-Leser. Das ist christliche Normalität, nämlich zuerst an den Anderen zu denken, bevor du deine eigenen „Rechte“ lautstark einklagst. Probier es doch einfach aus! Falls Du verheiratet bist – dann gib deinem Ehepartner heute ein deutliches Zeichen deiner Liebe. Vielleicht freuen sich auch deine Eltern oder deine Geschwister in der Gemeinde über ein solches Zeichen – fang an! Jetzt!

Wie beendet die Schreiberin der NZZ ihren Beitrag? „Weniger in Mode sind zurzeit Worte wie Selbstkritik. Ob es bald eine Selbstscheidung braucht, um diese Fähigkeit zu erlangen?“ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

Kontakt zum Autor:
klaus@reiherhals.de

Klaus Güntzschel
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