„Du betrittst mit deinem Team einen geheimnisvollen Raum. Hinter euch wird die Tür verschlossen. Jetzt habt ihr exakt 60 Minuten Zeit, um den Weg zurück in die Freiheit zu finden. Taucht ein in eine Welt voller Geheimnisse, sucht nach versteckten Hinweisen, Rätseln und Gegenständen…kombiniert, seid kreativ und arbeitet im Team – nur so könnt Ihr Eurem Gefängnis rechtzeitig entfliehen“ [1]. Exit-Spiele in echten Räumen oder als Gesellschaftsspiele zu Hause sind ein echter Renner. Das englische Wort für Ausgang, „Exit“, gibt Spielen ihren Namen. Die Spielidee und Herausforderung bestehen darin, aus irgendwelchen meist etwas merkwürdigen Räumen den verborgenen Weg zum Ausgang zu finden.
Als grünes Schild in Gebäuden ist „Exit“ vielen schon länger ein Begriff. Er weist den Weg zum Notausgang, wenn man die Räume, in denen man sich gerade befindet, fluchtartig verlassen muss. Das ist nicht immer ganz einfach. Ich kann mich an eine Brandschutzübung auf einem Schiff erinnern. Die Beleuchtung war aus, nur die Notbeleuchtung flackerte. Damit es noch echter wirkte, waren einige Rauchbomben gezündet. Wir stolperten durch die unteren, ziemlich dunklen Schiffsräume, die Gänge hinauf, suchten einen offenen Weg ins Freie und kamen endlich mit einigen blauen Flecken an der frischen Luft und in der Sonne an Deck an. Exit-Spiele greifen als Spielidee – wie auch viele andere Spiele seit „Räuber und Gendarm“ – eigentlich eine Gefahrensituation aus dem echten Leben auf und benutzen sie, um Spannung zu erzeugen.
Wenn ich überlege, worin die Spannung bei einem Exit-Spiel besteht, sind das vor allem die folgenden drei Dinge:
- Vor allem natürlich: Wo ist der Ausgang? Ist er sichtbar oder verborgen? Wenn es mehrere gibt: Welcher Ausgang ist der richtige und welche führen nur in Sackgassen?
- Zweitens: Wo ist der passende Schlüssel zu dem Ausgang? In der Regel spielt man das Spiel nicht allein. Und man selbst ist auch nicht der einzige geniale Denker, dem alle anderen bewundernd-schweigend lauschen, während er das Rätsel löst (wie Sherlock Holmes), sondern jeder Mitspieler hat seine Ratschläge, wo man suchen, was man ausprobieren sollte. Aber welcher Rat ist der Richtige?
- Drittens die Zeit: Wenn man zu lange braucht, um aus den Räumen herauszufinden, bekommt man Punktabzug, man hat verloren. Je mehr Zeit vergangen ist, desto größer die Nervosität.
Szenenwechsel. Aus dem Spiel wird Ernst. Aus der „geheimnisvollen Villa“ oder der „Grabanlage der Pharaonen“ wird eine echte „Prüfung“: Du hast die soundsovielte Bewerbung um eine Ausbildungsstelle verschickt, aber noch keine Zusage erhalten. Du bist arbeitslos geworden, nichts Neues ist in Aussicht und das Geld für die Familie wird knapp. Aufgrund deines Glaubens an Jesus wirst du von deinen Verwandten und Bekannten abgelehnt und ausgegrenzt. Ein geliebter Mensch leidet an einer langwierigen Krankheit. Aus spielerischer Spannung kann eine Qual werden. Wo ist der „Exit“, der Ausgang aus solch einer Prüfung? Wer kann helfen? Wie lange geht das noch so?
In der Bibel steht eine großartige Zusage Gottes [2]:
Keine Prüfung hat euch ergriffen als nur eine menschliche. Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen geprüft werdet, sondern mit der Prüfung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt.
<author>1. Kor. 10,13<author>
Wenn wir als „Exit-Strategie“ Gott in die Prüfungen unseres echten Lebens hineinlassen, dann bedeutet dies nach diesen Worten:
- Ein Ausgang Dieser Ausgang ist bereits „geschaffen“ in dem Moment, in dem die Prüfung begann. Die Situation ist nicht ausweglos, auch wenn wir eventuell zu irgendeinem Zeitpunkt der Prüfung genau diesen Eindruck gewinnen und er uns völlig mutlos macht. Der allmächtige Gott selbst hat diesen Ausgang geschaffen, was beinhaltet, dass niemand und nichts ihn verschließen kann. Weil dieser Ausgang [3] da ist, müssen wir nicht resignieren, nicht aufgeben.
- Zu den vielen hilfsbereiten, aber leider oft irrenden und einander widersprechenden Ratgebern tritt der „treue“ Gott. Jemand tritt hinzu, der absolut vertrauenswürdig [4] ist und der die Situation völlig überblickt. Gott kennt diese Prüfung in ihrem Umfang („nur eine menschliche“) und die Grenzen unserer Kraft („nicht über euer Vermögen“). Die Treue Gottes ist schon in sich selbst ein Rat, eine Zusage in einer Prüfung, der uns Mut zum Durchhalten gibt.
- Schließlich hat Gott auch die Zeit der Prüfung im Blick. Zwar macht er keine Aussage darüber, ob diese kurz oder lang ist (und wir wünschen uns ja immer, dass sie kurz ist), aber er verspricht, dass wir die Prüfung bis zum Erreichen des Ausgangs „ertragen können“. Es geht aus Gottes Sicht also nicht in erster Linie um den Zeitpunkt des Endes der Prüfung, sondern um die Fähigkeit, mit dieser Prüfung bis dahin zu leben.
Der letzte Punkt verschiebt den „Exit“, den Ausgang, nicht auf den St. Nimmerleinstag. Der Ausgang aus der Prüfung existiert. Im Rückblick können wir dies für die weitaus meisten Prüfungen bestätigen. Und selbst wenn es der irdische Tod wäre, so ist dies für Christen nicht einfach das Ende. Denn jeder Ausgang ist auch ein Eingang:
Denn so wird euch reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus
<author>2. Petr. 1,11<author>
[1] Text von: https://www.exitgames-halle.de/
[2] Im Kontext von 1. Kor. 10 geht es allerdings auch darum, dass „wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle“ (Vers 12) und Paulus erwähnt zuvor einige Begebenheiten aus der Geschichte des Volkes Israel, wo diese Gott bewusst herausgefordert hatten. Man sollte diese großartige Zusage in Vers 13 also nicht leichtfertig auf Situationen anwenden, die man selbst bewusst gegen Gottes Wort handelnd verschuldet hat.
[3] gr. ekbasis: Ausgang, auch das Aussteigen, Entkommen, Ende, Erfolg ; wird im NT nur noch ein zweites Mal in Hebr. 13,7 verwendet: „Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben. Schaut den Ausgang ihres Wandels an, und ahmt ihren Glauben nach!“
[4] gr. pistos: treu, zuverlässig, glaubwürdig, auf wen man vertrauen kann