„Wer allen Erwartungen gerecht werden will, muss früh aufstehen“ – behauptet zumindest ein altes Sprichwort. Nicht selten findet man sich in dem Dilemma wieder, eine Seite enttäuschen zu müssen, um die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Oder das, was wir auf Instagram, Twitter oder auf anderen Kanälen sehen, schraubt Ansprüche, die wir an uns selbst stellen, in unerreichbare Höhe. Noch schwieriger: Erwartungen anderer, die wir schlichtweg nicht erfüllen können. Nicht selten zerbrechen Menschen daran oder werden in den Selbstmord getrieben. Auch vor gläubigen Christen macht dieses Problem nicht halt. Ein Problem, das es übrigens schon zur Zeit des Alten Testaments gab:
Eines Tages erreicht den König von Israel Post von seinem syrischen Amtskollegen: „Ich habe meinen Knecht Naaman zu dir gesandt, damit du ihn von seinem Aussatz befreist“ (2Kön 5,6). Seine verständliche Reaktion: „Bin ich Gott, um zu töten und lebendig zu machen, dass dieser zu mir sendet, einen Mann von seinem Aussatz zu befreien?“ (V. 7)
Überzogene Erwartungen – kommt dir das bekannt vor? In dieser biblischen Geschichte gab es den Propheten Elisa, der Naaman als Werkzeug Gottes von seinem Aussatz befreien konnte. So ein „Joker“ dürfte aber eher die Ausnahme sein. Was also tun?
Psalm 46 lehrt uns in verschiedenen Bildern, dass unsere Erwartungshaltung letztlich auf Gott gerichtet sein sollte, weil Er alles in der Hand hat und beherrscht. Die Quintessenz: „Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin!“ (V. 46). Noch deutlicher wird das in Jesaja 43 formuliert: „Ich bin der Herr und außer mir ist kein Erretter“ (V. 11).
Wege, das dem Volk Israel bewusst zu machen, waren sowohl Wunder, die er an ihnen tat, als auch Mangelerfahrungen, die er ihnen begegnen ließ (vgl. 5Mo 29,5). Wenn wir die Geschichte Israels einmal unter diesem Aspekt lesen, stellen wir fest, dass das Volk sowohl an Gott als auch an seine Diener immer wieder überzogene Forderungen stellte, denen aus unterschiedlichen Gründen nicht begegnet werden konnte. Sie brachten z.B. Mose an seine Grenzen, sodass er, weil er den Felsen geschlagen hatte, schließlich nicht in das Land Kanaan ziehen durfte.
Was lernen wir nun daraus?
- keine unrealistischen, überzogenen Erwartungen an andere haben
- überzogene Erwartungen an uns (von anderen, aber auch von uns selbst) an Gott abgeben, der über allem steht
- vielleicht gibt es andere Menschen, die bei zu hohen Erwartungen helfen können (wie z.B. Elisa)
- vorsichtig sein, dass wir unser Verhalten nicht wegen einer Erwartungshaltung anderer anpassen (Gefahr der Heuchelei)
- endgültige Hilfe nicht bei anderen Menschen, anderen Göttern oder sich selbst suchen, sondern eben nur bei Gott
„Nur auf Gott vertraue still meine Seele, denn von ihm kommt meine Erwartung“
<author>Psalm 62,6<author>
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