J. hatte nicht damit gerechnet, ihm noch einmal zu begegnen. Eigentlich wollte er das auch gar nicht. Jahrelang hatten J. und seine Geschwister auf ihren älteren Bruder eingeredet, hatten versucht ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Aber er war wie von Sinnen. Konnte er denn nicht einfach ein normales Leben führen, wie alle anderen? Doch er ließ sich nicht abbringen und es war nur eine Frage der Zeit, bis alles in einer Katastrophe enden würde…
So kam es dann auch. J. hatte ihn gewarnt, aber er wollte ja nicht hören. Es war sogar noch viel schlimmer gekommen, als J. befürchtet hatte. So ziemlich die ganze Welt hatte sich über seinen Bruder lustig gemacht und ihn zusammen mit anderen Verbrechern abgesägt. Schlimm für ihn, aber auch für die Familie, deren Ruf nun gründlich ruiniert war. – Nein, eigentlich wollte J. ihm nie wieder begegnen...
Und dann passierte es: Sie waren allein, nur J. und er, sein älterer Bruder. J. erkannte ihn sofort, schließlich hatten sie gut dreißig Jahre zusammengelebt. Er war derselbe und doch irgendwie verändert. Das konnte doch gar nicht wahr sein – sein Bruder war doch tot! Fing J. jetzt auch selbst an, von Sinnen zu sein? Waren die Tatsachen, die J. für endgültig hielt, etwa nur ein Teil der Wirklichkeit? Sein Bruder sprach mit ihm, und je länger sie miteinander redeten, desto klarer wurde J., dass er sich in seinem Bruder geirrt hatte. Und immer klarer wurde J., dass sein Bruder – eigentlich war es ja sein Halbbruder – dies alles auch für ihn getan hatte. Obwohl J. ihn dafür so oft kritisiert und nicht an ihn geglaubt hatte.
...
J. –das ist Jakobus, einer der Söhne von Joseph und Maria und somit ein Halbbruder von Jesus. Er wuchs in einer frommen Familie auf, kannte Jesus, aber glaubte ihm nicht. Irgendwann während der vierzig Tage zwischen Ostersonntag und Himmelfahrt begegnete der auferstandene Jesus dem Jakobus. Und Jakobus begann ein Leben des Glaubens (nachzulesen z.B. in Mk 3,21; Joh 7,1-13; 1Kor 15,8; Apg 1,14).
Vielleicht bist auch du in einer christlichen Familie aufgewachsen, und weißt über Bibel und Jesus Bescheid. Aber du glaubst es nicht wirklich. Das ist dir alles irgendwie zu extrem, zu weltfremd. Dann wünsche ich dir – vielleicht auch gerade in dieser Zeit zwischen Ostern und Himmelfahrt, oder wann auch immer du das liest – eine Begegnung mit dem auferstandenen Herrn Jesus. Einen Augenblick, in dem dir zweifelsfrei klar wird, dass er lebt. Und in dem dir ganz persönlich klar wird, dass er am Kreuz auch für dich gestorben ist. Für dich, der du ihn bis heute offen oder leise kritisiert hast und ihm nicht vertraut hast. Lass diesen Augenblick nicht ungenutzt verstreichen! „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht“ (Hebr 3,7). Du kannst leben, Kind Gottes sein und der Herr Jesus nennt dich echt seinen Bruder, seine Schwester (Joh 20,17; 1Joh 3,1; Hebr 2,11)!