Hi, ich heiße Ben und bin mit meiner Familie vor über einem Jahr nach Asien ausgewandert, um dort eine Gemeindegründungsarbeit zu unterstützen. Schon während unseres Missionstrainings konnten wir es kaum erwarten, das, was wir über Gemeindegründung gelernt hatten, in die Tat umzusetzen: endlich Richtung Missionsfeld aufzubrechen und mit der „eigentlichen Sache“ zu beginnen.
Schon bald nach der Ankunft in unserem Einsatzgebiet wurde uns klar, dass wir hier weniger tun konnten als in unserem Heimatland. Wir kamen uns wieder wie Kinder vor, konnten kaum „bitte“ und „danke“ sagen, kein Auto fahren, wussten nicht, wie man einkaufen geht, kocht oder die Toilette benutzt und waren für die scheinbar banalsten Dinge auf andere angewiesen.
Wir dachten: „Wenn wir erst einmal die Verkehrssprache gelernt haben, dann können wir endlich mit der „eigentlichen Sache“ anfangen.“ Doch wir wurden daran erinnert, dass wir zuerst die Stammessprache lernen müssen, was sogar noch schwieriger ist, weil sie noch nicht erforscht wurde. Das ist notwendig, damit diese Sprachgruppen das Evangelium klar verstehen.
All das zusammen könnte bedeuten, dass wir vielleicht zehn Jahre auf die „eigentliche Sache“ warten müssen!
Kennst du das auch – möglichst schnell den nächsten Schritt machen zu wollen? Wenn Corona erst einmal vorbei ist…; Wenn ich erst mal mein eigenes Geld verdiene… ; Wenn ich endlich 18 Jahre alt bin…
Das Problem an dieser Einstellung ist, dass man so die Möglichkeiten verpasst, die sich direkt vor einem auftun.
Wie sehr können sich Dinge wie unser Charakter oder unsere Beziehung zu Gott und unseren Mitmenschen im Lauf von zehn Jahren verändern? Diese Veränderungen sind davon abhängig, wie wir heute denken und handeln.
Wenn das, was wir heute tun, nur im Hinblick auf das Ziel, eine Gemeinde entstehen zu sehen, Sinn ergibt, was geschieht dann, wenn dieses Ziel nicht auf die Weise wahr wird, die wir geplant hatten? War dann alles umsonst?
Aber was, wenn mit der "eigentlichen Sache" gar nicht das Ziel unserer Missionsarbeit gemeint ist? Was, wenn der Herr mehr als alles andere eine Beziehung zu uns haben will: dass wir unseren Weg an seiner Seite gehen, ihn besser kennenlernen und ehren und in sein Bild verändert werden, während wir auf das Ziel zulaufen, das er in unsere Herzen gelegt hat?
Wir müssen nicht auf die „eigentliche Sache“ warten, weil das Entscheidende ist, wie Gott heute in und durch uns arbeitet.
Martha, Martha! Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eins aber ist nötig.
<author>Lk 10,41f<author>