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#impuls-für-den-alltag
3.11.2022
9 min
Church Replacement
Eine Alternative für moderne Christen?
Startblock Redaktion
Bildunterschrift: Text hier

Meal Replacement (Mahlzeitersatz) nennt man einen aktuellen Ernährungstrend für gestresste Berufstätige. Einfach schnell eine Tüte „Astronautenkost“-Pulver anrühren und als Drink zu dir nehmen – schon hast du eine ganze Mahlzeit ersetzt. Das Replacement enthält alle wichtigen Nährstoffe und Vitamine und ermöglicht zudem die komplette Kontrolle über die verzehrten Kalorien.

Auf den ersten Blick gibt es eigentlich nur Vorteile: kontrolliert, kostengünstig, gesund, bequem, zeitsparend…– was will man mehr? So ein Shake sei „die perfekte Lösung, wenn du keine Zeit hast, eine richtige Mahlzeit zuzubereiten“, wird in einer Werbung behauptet. „Immerhin besser als ungesundes Fast Food“, meint eine Ernährungsexpertin dazu, „aber was völlig fehlt, ist die soziale Komponente eines guten Essens.“ Die „Mahlzeit“ wird auf eine einzige Funktion des Essens reduziert, nämlich die Aufnahme der benötigten Nährstoffe. Viele andere Aspekte – angefangen von der liebevollen Zubereitung bis zum dankbaren Genießen, möglichst im Rahmen einer entspannten und vertrauten Gemeinschaft – fallen völlig hinten runter. Es ist eben nur ein Ersatz, aber keine „richtige Mahlzeit“, wie der oben zitierte Reklametext ja indirekt zugibt.

Mittlerweile sind wir in vielen Lebensbereichen bereit, uns mit Replacements zufriedenzugeben. Praktisch, bequem und möglichst kostengünstig muss es sein, dann greifen wir zu. Rund drei Millionen Paare in Deutschland leben in „eheähnlichen Gemeinschaften“ zusammen, also in Replacements für eine richtige Ehe. Die Vorzüge des Zusammenlebens will man genießen, aber ohne die Verpflichtungen einer Ehe einzugehen. Wenn der Partner plötzlich schwer erkrankt oder nicht mehr meinen Vorstellungen entspricht, dann kann ich den gemeinsamen Lebensabschnitt ohne Probleme jederzeit beenden.

Leben ohne Verbindlichkeit – dieser Trend hat längst auch die Christenheit erfasst. Immer mehr Leute sind der Meinung, es gebe ein Christenleben, ohne sich verbindlich einer örtlichen Gemeinde anzuschließen. Chris, einer aus dieser „modernen Christengeneration“, holt sich seine geistlichen Nährstoffe lieber aus einem selbst angerührten Shake, sozusagen einem „Church Replacement“. Gute Predigten findet er mittlerweile massenweise im Internet, da kann er sich bedienen, wann immer er geistlichen Hunger verspürt. Dazu besucht er hier mal ein Jugendevent, macht dort bei einer Freizeit mit und besucht hin und wieder auch noch als Gast die Gemeinde seiner Eltern. Das reicht ihm. In der Gemeinde läuft sowieso einiges schief und woanders gibt es auch nicht weniger Gemeindeprobleme, wie er aus seinem Freundeskreis weiß. Er ist gut vernetzt, hört viel christliche Musik und lernt einiges aus den Internetpredigten. Wo liegt das Problem?

Die Antwort ist: Es ist deshalb nicht okay, weil es nicht Gottes Lebenskonzept für einen Christen ist. So wie es keinen Ehe-Ersatz gibt, gibt es im Leben eines Jüngers des Herrn Jesus Christus keinen Gemeinde-Ersatz. Das Neue Testament kennt kein Christenleben, ohne verbindliche Gemeindezugehörigkeit. Die Ortsgemeinde ist der Platz, wo ein Jünger Jesu nach Gottes Gedanken geistlich zuhause ist, wo er wächst, seine Gaben einbringt und dient, geprägt und geformt wird.

Jede örtliche Gemeinde besteht aus unvollkommenen Menschen. Daher ist sie auch als Gemeinschaft unvollkommen. In der einen Gemeinde herrscht ein Mangel an Liebe, die andere ist zu wenig evangelistisch aktiv, wieder eine andere hat nur schwache Prediger in ihren Reihen. Ganz genauso war es zur biblischen Zeit. Schau auf die Römer, Korinther, Galater usw. – sie alle hatten noch Unterweisung und Ermahnung nötig. Und doch gibt es keine Aufforderung, diese unvollkommenen Gemeinden zu verlassen und stattdessen seinen Weg individuell zu gehen. Diese Option gibt uns das Neue Testament einfach nicht!

Als Kind bist du vermutlich in einer Familie großgeworden. Gott hat dich in diese Familie gesetzt. Es war sein Plan, dass du dort versorgt und erzogen wurdest, dass du dort lerntest, dich deinen (unvollkommenen) Eltern unterzuordnen und vielleicht mit deinen (unvollkommenen) Geschwistern gut auszukommen. Du solltest lernen, dankbar zu sein, zu dienen und zu teilen, Rücksicht zu nehmen und Gutes zu tun, Ermahnungen anzunehmen, Schuld zu bekennen und umgekehrt zu vergeben. All diese Kompetenzen und noch viele mehr konntest du nur im Rahmen einer unvollkommenen Gemeinschaft lernen und üben. Das war Gottes weiser Plan.

Ganz genauso ist es im geistlichen Leben. Auch hier war es Gott, der dich in eine Lebensgemeinschaft eingebunden hat. Paulus vergleicht die Zusammensetzung einer Gemeinde in 1. Korinther 12 mit der Schöpfung des menschlichen Körpers: „Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat“ (V. 18). Der geniale Schöpfer, der deinen Körper so wunderbar konstruiert hat, hat sich das Konzept der örtlichen Gemeinde ausgedacht. Es hat ihm gefallen, sagt unser Bibeltext. Da ist es keine kluge Idee, wenn wir uns „Church Replacements“ suchen, die uns besser gefallen. Paulus schreibt weiter: „Das Auge aber kann nicht zu der Hand sagen: Ich benötige dich nicht“ (V. 21). Ein Auge als Einzelgänger? So würde es den Zweck seines Daseins verfehlen. Ebenso töricht wäre die Vorstellung, dass sich ein paar Augen zusammentun, eine eigene Gruppe bilden und sich dann „Körper“ (Gemeinde) nennen. Auch das passiert heute leider allzu leicht: Ein paar Geschwister sind frustriert über ihre Gemeinde, tun sich als Gleichgesinnte zusammen und behaupten dann, sie seien jetzt eine neue Gemeinde. Doch dafür fehlt jede biblische Grundlage.

Von Anfang an zeigt uns das Neue Testament, dass Gemeinde nach Gottes Plan eine Lebensgemeinschaft ist (Apg 2). Wer sich bekehrte, wurde dieser Gemeinschaft hinzugetan (V. 41), er nahm dort mit allen anderen am geistlichen Leben teil (V. 42) und erlebte, dass die Jünger auch in den natürlichen Bedürfnissen füreinander sorgten (V. 44-46).

Werfen wir noch einen Blick auf die lebenspraktischen Teile der neutestamentlichen Briefe.  Wenn man sie durchliest, merkt man sehr schnell, dass sich ein großer Teil der Ermahnungen auf das Miteinander der Gläubigen innerhalb der Gemeinde bezieht. Offenbar ist es unser Haupttrainingsfeld. Nehmen wir als Beispiel den Epheserbrief. Noch bevor der Apostel über christliche Ehen, Familien und das Arbeitsleben spricht (insgesamt 21 Verse ab Eph 5,22), beziehen sich die Ermahnungen davor (Kapitel 4 mit 32 Versen und Teile von Kapitel 5) überwiegend auf das Gemeindeleben. Im Römerbrief ist es ähnlich. Während nur ein Kapitel (Kap. 13) über unser Verhalten in der Welt und gegenüber den weltlichen Obrigkeiten spricht, handeln mehrere Kapitel (Kap. 12, 14 und ein Teil von 15) von unserem Verhalten in der Gemeinde – wobei mit Gemeinde nicht in erster Linie die Zusammenkünfte gemeint sind, sondern die Lebensgemeinschaft.

Im Umkehrschluss heißt das: Wenn ein Christ nicht verbindlich Teil einer örtlichen Gemeinde ist, dann kann er viele Teile des Neuen Testaments nicht wirklich in die Tat umsetzen – oder schärfer formuliert: Er kann wesentliche Aspekte des Willens Gottes nicht tun. In der schwächsten und fehlerhaftesten Gemeinde kannst du persönlich mehr von den Anweisungen Gottes umsetzen als in dem attraktivsten Church Replacement.

Eine richtige Mahlzeit zuzubereiten, kostet etwas – manchmal sehr viel Zeit, Mühe und Geschick. Eine richtige Ehe zu führen, ist eine Lebensaufgabe, die meine ganze Liebe und Hingabe verlangt. Und um ein richtiges Gemeindeleben zu führen, muss ich ebenfalls bereit sein, mich voll und ganz einzusetzen; es kostet viel Kraft und Mühe. Einige Verben im Neuen Testament bringen diese Anstrengung zum Ausdruck: „…einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren“ (Eph 4,2.3), „…jagt dem Frieden nach mit allen“ (Heb 12,14), um nur ein paar Beispiele zu zitieren. Genau zu diesen Anstrengungen hat unser Herr Jesus uns berufen. Er, der selbst den allerhöchsten Preis bezahlt hat, um uns zu zeigen, wieviel die Gemeinde Ihm bedeutet: der „die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“ (Eph 5,25). Gewiss geht es hier zunächst um die weltweite Gemeinde, zu der jeder wiedergeborene Christ von seiner Bekehrung an gehört. Aber unsere Wertschätzung können wir Ihm dadurch zeigen, dass wir unsere Kraft und Gaben in eine konkrete örtliche Gemeinde investieren. Lass dich dazu neu ermutigen!

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